An
Gemeinderat Tübingen
Stadtverwaltung (Oberbürgermeister Palmer, Baubürgermeister Soehlke, Wohnberatungsstelle)
Schwäbisches Tagblatt, GEA, SWR und weitere Medien
Cyber Valley-Initiative und Universität Tübingen

Tübingen, 6.12.2018

Öffentlicher Brandbrief:
Noch mehr Mietenwahnsinn durch das Cyber Valley?
Was tun Gemeinderat, Stadtverwaltung und Universität dagegen?

„Es gibt eine Gegend in den USA, wo seit 40 Jahren die Mietpreise in absurde Höhen steigen.
Immer mehr Bewohner*innen können sich dort die hohen Lebenshaltungskosten nicht mehr leisten. Während die hochbezahlten Manager keine Probleme haben, können auch viele aus der sogenannten Mittelschicht die Mietpreise nicht mehr bezahlen.

Die Konkurrenz um Wohnungen wird noch dadurch befeuert, dass die Gründer kleiner Start Up-Unternehmen dorthin strömen. Immer mehr Menschen schlafen in Autos auf Parkplätzen oder in Zelten, die sie für 1000 Dollar im Monat mieten!

Die Verantwortlichen des sogenannten Cyber Valleys, das zwischen Tübingen und Stuttgart durchs Neckartal führen soll, haben einen Namen gewählt, der vom Namen dieser Gegend inspiriert ist: Dem Silicon Valley in Kalifornien.“

So beginnt der Redebeitrag, den wir als Wohnraumbündnis auf der Demonstration zum Cyber Valley am 29.11.2018 in Tübingen gehalten haben.

Da wir die Mietenproblematik, die durch das Cyber Valley auf Tübingen zukommt, als enorm ansehen, wenden wir uns mit diesem öffentlichen Brandbrief an die Verantwortlichen in Gemeinderat, Stadtverwaltung und Universität sowie an die Öffentlichkeit.

Wenn in Tübingen vom Cyber Valley geträumt wird, möchten wir wissen, wie sich 3.500 neue Arbeitsplätze, die Ansiedlung von Konzernen wie Amazon und der Zuzug von Start-Up-Gründern auf die Wohnsituation in Tübingen auswirken wird?

In Tübingen herrscht schon seit Jahren Mietenwahnsinn:

• Tübingen gehört zu den Städten mit den höchsten Steigerungen von Miet- und Grundstücks-preisen in Deutschland.

• Immer mehr Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen können sich das Wohnen in Tübingen nicht mehr leisten – oder sparen an anderen notwendigen Ausgaben, um ihre Wohnungen nicht zu verlieren.

• Nur ca. 17% der Studierenden werden mit Wohnheimsplätzen versorgt. Da das Studierenden-werk nicht ausreichend Wohnraum zur Verfügung stellt, konkurrieren Familien und Altbewohner*innen mit Studierenden-WGs, von denen Vermieter oft doppelt so viel Miete verlangen.

• Menschen, die sich um die grundlegenden Bereiche des Zusammenlebens kümmern, wie Krankenpfleger, Erzieherinnen oder Bäckereiangestellte können sich die Miete in Tübingen nicht mehr leisten und müssen weit ins Umland ziehen. Von dort pendeln sie täglich nach Tübingen – zusätzlich zu ihren Schichten und untypischen Arbeitszeiten.

Wir brauchen dringend einen Mietenstopp, kommunalen Wohnungsbau unter demokratischer Kontrolle und nach gemeinnützigen Kriterien, ein konsequentes Zweckentfremdungsverbot und sozialen Wohnungsbau mit dauerhafter Belegungsbindung!

Angesichts der dramatischen Wohnraumsituation in Tübingen wollen wir deshalb von den Verantwortlichen wissen:

    • Wo und wie sollen die Angestellten und Forscher*innen von Amazon, Bosch, den Autokonzernen und dem Max-Planck-Institut wohnen?

    • Wo sollen die Start-Up-Gründer unterkommen, die vom Cyber Valley nach Tübingen gelockt werden? Wo sollen sie ihre Start Ups entwickeln, wo sollen sie wohnen?

    • Wie schützen Stadtverwaltung und Gemeinderat die Mieter*innen in Tübingen und der Region vor explodierenden Mieten, vor Umwandlung von Wohnraum und vor Verdrängung?

Es ist schon jetzt kaum möglich, bezahlbaren Wohnraum in Tübingen zu finden.

Das Cyber Valley wird noch dazu beitragen, dass Lebenshaltungskosten in Tübingen steigen, das Wohnraumangebot weiter verknappt wird und Mieten weiter ansteigen.

Wir wollen nicht, dass in Tübingen Verhältnisse wie im kalifornischen Silicon Valley einziehen!

Wohnraumbündnis Tübingen

Email: wohnraumbuendnis-tue@mtmedia.org
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