Europaweit gehen zum Housing Action Day Menschen auf die Straße: Für das Recht auf ein würdevolles Leben in guten und sicheren Wohnungen für alle und für eine solidarische Stadt(gesellschaft).
https://www.housing-action-day.net/
Die Missstände sind alle seit vielen Jahren bekannt: Mieten und Bodenpreise in den attraktiven Städten explodieren, angeheizt durch den Handel und die Spekulation mit „Betongold“. Gleichzeitig wurden über viele Jahre bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen an Miethaie verkauft und viel zu wenige davon neu gebaut. Beides zusammen führt dazu, dass Mieter*innen mit kleinen Einkommen verdrängt werden und Wohnungsnot und -unsicherheit in breiten Bevölkerungsschichten grassiert. In der Pandemie wird all dies noch verschärft. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass beengte und schlechte Wohnverhältnisse sehr stark zu Ansteckungen und schweren Krankheitsverläufen bei Covid19 beitragen. Und: Aktien- und Kapitalbesitz macht in dieser Krise reich(er), Kurzarbeit bei niedrigen Löhnen lässt Menschen vollends verarmen und bringt sie in die existenzielle Not, z.B. ihre Mieten oder Nebenkosten nicht mehr zahlen zu können.
Das mag es alles geben, aber doch nicht in Tübingen… Falsch, es gibt für all das Aufgezählte auch hier Beispiele:
Es gab die Privatisierung von Sozialwohnungen in die Hände von allein auf Rendite ausgerichteten Wohnungskonzernen, es gibt Miethaie, es gibt Verdrängung, es gibt enormen Druck – nicht nur, aber vor allem – auf Einkommensschwächere. In Zukunft übrigens noch mehr durch das von fast allen Gemeinderatsfraktionen hofierte Amazon-/Cyber-Valley, das bei „überhitztem Wohnungsmarkt“ hunderte oder gar tausende von gutbezahlten Spezialist*innen zusätzlich anziehen und um den knappen Wohnraum konkurrieren lassen wird.
Trotzdem ist es so, dass viele von Wohnungsnot, Verdrängung und Miethai-Praktiken Betroffene sich bisher nicht öffentlich wehren, vielleicht aus Scham, vielleicht aus Hoffnungslosigkeit. Das wollen wir ändern!
Gleichzeitig gibt es aber auch Beispiele dafür, wie es anders gehen kann:
- In Tübingen hat die Erbengemeinschaften der Fruchtschranne 6 das Haus zu einem fairen Preis an die Bewohner*innen verkauft, die es nun mit dem Mietshäuser Syndikat dauerhaft vom Immobilienmarkt genommen und bezahlbare Mieten gesichert haben.
- Aktuell kämpfen die Bewohner*innen des ehemals – und jetzt wieder – besetzten Hauses Münzgasse 13 darum, ihr Haus ebenfalls mit dem Mietshäuser Syndikat kaufen und dauerhaft sichern zu können.
- Mit der Genossenschaft Neustart Tübingen wird ein neues, beispielhaftes sozial-ökologisches Konzept von Nachbarschaften für das Neubaugebiet Marienburger Straße entwickelt.
- Und in Berlin sammelt die Initiative Deutsche Wohnen & Co enteignen (mit Co ist z.B. die auch in Tübingen aktive Vonovia gemeint) derzeit erfolgreich Unterschriften für einen Volksentscheid zur Enteignung von Immobilienkonzernen, die nach dem Grundgesetz möglich ist.
Wohnraum darf keine Ware sein! Immobilienkonzerne enteignen!
Viel mehr kommunale und Landesinvestitionen in dauerhaft bezahlbaren Wohnraum!
Bessere Förderung aller gemeinwohlorientierten Akteure im Wohnbereich!
Mietenstopp und Mietendeckel überall!
Abschaffung von Lagerunterbringung – nicht nur in Pandemiezeiten!
Recht auf Stadt und Teilhabe an allen städtischen Leistungen für alle, auch für Geflüchtete und Wohnsitzlose!
Bitte beachtet auf der Kundgebung die Corona-Regeln: Mund-Nase-Bedeckung tragen und Abstand halten.