Über den Verkauf des Hauses Eugenstraße 27/Ulrichstraße 24 („Haus Bäcker Fischer“) in der Tübinger Südstadt berichtet jetzt auch das Tagblatt. Das Haus ist durch den Bäcker Fischer bekannt und bildet mit den gegenüberliegenden Schreibwarenladen, Arztpraxis und Eberhardskirche einen der zentralen Begegnungsorte in der Südstadt.
Im Frühjahr wurde das Haus zum ersten Mal verkauft nachdem es von den ErbInnen der langjährigen Eigentümerin über Engel&Völkers für 2.150.000 € angeboten wurde. Eine Übernahme des Hauses durch eine Genossenschaft unter Vermittlung der Stadtverwaltung scheiterte an den ErbInnen und der Geschwindigkeit, mit der sie das Haus verkauften.
Offensichtlich wurde das Haus von der Immobilienfirma TerraConsult gekauft und direkt aufgeteilt. Seit Oktober ist die Haushälfte Ulrichstraße auf Immobilienscout24 schon wieder zum Weiterverkauf inseriert: Für 1.875.000 €!!!
Nicht mal ein halbes Jahr hat TerraConsult das Haus gehalten und verkauft die Haushälfte jetzt schon wieder zu einem deutlich höheren Preis weiter. Für die Mieter*innen kann das nur Mieterhöhungen bedeuten, wahrscheinlich verfolgen die Käufer auch das Ziel, ihre Investition durch die Umwandlung in Eigentumswohnungen zu vergolden.
Gerade in der Ulrichstraße haben Mieter*innen in den letzten 10 Jahren in mehreren Häusern miterleben müssen, wie die Häuser verkauft und die Mieten erhöht wurden. In der Ulrichstraße 8 machten die neuen Eigentümer sogar so lange Druck, bis die Mieter*innen auszogen und das Haus umgebaut und mit mehr Profit als Studierenden-WGs vermietet werden konnte.
Der Mietenwahnsinn nimmt offensichtlich kein Ende. Was kann dagegen getan werden?
- Mit der städtischen Dachgenossenschaft könnte eine Struktur zur Verfügung stehen, um Häuser zu kaufen und dauerhaft für bezahlbare Mieten zu erhalten. Auch das Mietshäuser Syndikat bietet dafür Möglichkeiten, wenn Mieter*innen sich selbst organisieren und selbstverwalten wollen. Damit Hauseigentümer*innen ihre Häuser für solche sozial verantwortlichen Zwecke verkaufen, müsste aber aktiv auf sie zugegangen werden – noch bevor ggf. die Erb*innen nach ihrem Tod die Häuser meistbietend verkaufen.
In Frankfurt/Main hat sich mit der GIMA gerade auch eine Genossenschaft gegründet, die auf diese Weise aktiv auf Eigentümer*innen zugeht. - Auf Bundesebene müssen neue gesetzliche Regelungen verabschiedet werden für die Einrichtung von Milieuschutzgebieten zur Verhinderung von Luxussanierungen und mit kommunalen Vorkaufsrechten. Jüngst hat das Bundesverwaltungsgericht leider die geltenden Regelungen massiv in Frage gestellt.
- Auch ein bundesweiter Mietenstopp wird von vielen Mieterschutzorganisationen gefordert, auch um den steigenden Mieten wegen Immobilienspekulation (und nichts anderes zeigt sich hier beim Haus Bäcker Fischer!!!) etwas entgegen zu setzen.